Von den ungefähr 6.000 Kirchen in Nordrhein-Westfalen fallen in den nächsten Jahren bis zu 3.000 aus der Nutzung und sind von Leerstand und Abriss bedroht. Zugleich stellen sie ein einzigartiges baukulturelles Erbe und wichtige Orte der Gemeinschaft dar, verbunden mit vielen Emotionen und Erinnerungen. Dies spiegelt sich in den langwierigen und konfliktbehafteten Umnutzungsprozessen von Kirchengebäuden wider. Deren Ausgang wird vor allem von dem persönlichen Engagement der beteiligten Personen bestimmt.
Das Museum der Baukultur NRW rückt von 9.11. bis 13.12.2025 in der Wanderausstellung „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ Menschen in den Mittelpunkt, die sich aus unterschiedlichen Gründen heraus mit Kirchentransformationen beschäftigen. Präsentiert wird die Ausstellung in der Berger Kirche in Düsseldorf. Die Öffnungszeiten sind: dienstags – 12 bis 17.30 Uhr; samstags – 11 bis 15 Uhr.
Die Eröffnung findet statt am Sonntag, 9.11.2025, um 18 Uhr. Dann sprechen Superintendent Heinrich Fucks und der Kurator der Ausstellung Felix Hemmers von Baukultur NRW. Ein musikalisches Programm begleitet den Abend. Weitere Informationen und die Anmeldung gibt es auf der Veranstaltungsseite.
Direkt am folgenden Dienstag, 11.11.2025, findet um 18 Uhr die Veranstaltung „Kirchentransformation – Architekturaufgabe oder Stadtentwicklungsmoment?“ statt.
Außerdem gibt es zwei Führungen mit Kurator Felix Hemmers:
am Samstag, 15.11.2025, 12 Uhr und am Samstag, 13.12.2025, 12 Uhr.
Unsere Gesellschaft benötigt mehr denn je Orte für sozialen Austausch und gesellschaftliche Identifikation. Kirchengebäude bieten sich dafür besonders an – stiften sie doch durch ihre Architektur Identität im Stadtraum, ermöglichen Menschen Raum für Austausch, Spiritualität sowie Einkehr und besitzen einzigartige Atmosphären sowie emotionale Qualität. Damit erzeugen Kirchen etwas Neues, einen „Vierten Ort“, der über die Funktion als Treffpunkt für die Gemeinschaft (die sogenannten Dritten Orte) hinausgeht.
Video-Interviews und 27 Umnutzung aus NRW
In der Ausstellung illustriert das Museum der Baukultur NRW in Form von Video-Interviews die Bandbreite, die Vielfältigkeit und Komplexität der an den Umnutzungsprozessen beteiligten Personen sowie ihre Haltungen. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden bereits umgenutzten Kirchen aus Nordrhein-Westfalen. Vorgestellt werden insgesamt 27 Projekte mittels Fotos und Texten, zum Beispiel die Kirche Christus-König in Düsseldorf (Familienzentrum), die Dreifaltigkeitskirche Köln (Aikido-Dojo), die Friedenskirche in Bochum (Stadtteilzentrum), St. Rochus in Jülich (Fahrradgeschäft) oder die Kreuzeskirche in Essen (Mischnutzung für Gottesdienste und Veranstaltungen).
Die Berger Kirche in Düsseldorf
Der Ausstellungsort, die Berger Kirche, ist ein wichtiges Düsseldorfer Baudenkmal. Die kleine Saalkirche wurde im Jahr 1687 als erste lutherische Kirche der Stadt geweiht. Etwas versteckt gelegen, ist sie nur über den Hof der Berger Straße 18 zu erreichen. Ihre Lage weist darauf hin, dass Lutheraner im re-katholisierten Düsseldorf damals lediglich geduldet wurden. 1943 wurde die Berger Kirche im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, in den 1960er Jahren wieder aufgebaut und 1966 neu geweiht.
Die heutige Innenausstattung hat der Künstler Tobias Rehberger in geschaffen: geometrisch gemusterte, farbig abgestufte Wandbehänge für die Seitenwände und einen weißen Acrylglas-Altar. Auf dem Außengelände der Kirche errichtete das Psychosoziale Zentrum Düsseldorf 2011 einen Trauerort für Flüchtlinge und Zuwanderer, die keinen Zugang zu den Gräbern ihrer Angehörigen haben. Jeden Dienstag findet außerdem eine Pop-Up-Seelsorge statt. Heute wird die Kirche nicht mehr gottesdienstlich genutzt, dafür ab und zu für kulturelle Veranstaltungen und Begegnungen. Mit ihrer schlichten Architektur und zentralen Lage verbindet die Berger Kirche Geschichte, Spiritualität und ein offenes Angebot für die Stadtgesellschaft. Die weitere Nutzung der Kirche ist derzeit offen.
Bis zu 50 Prozent der Kirchen werden in Deutschland leer stehen
Das Museum der Baukultur NRW präsentiert die Ausstellung vor dem Hintergrund, dass ein massiver Wandel die Kirchen und ihre Gemeinden erfasst hat: Zwischen 30 und 50 Prozent der Kirchengebäude in Deutschland werden in den kommenden Jahrzehnten leer stehen. Sind diesem Trend die kirchlichen Institutionen bis vor wenigen Jahren nicht oder kaum begegnet, erhöht sich aktuell der Handlungsdruck zum Umgang mit dem Bestand deutlich.
Weitere allgemeine Informationen zu „Kirchen als Vierte Orte“ finden Sie auf der Ausstellungsseite. Einen Überblick über die Stationen der Ausstellung erhalten Sie hier.
Laufzeit: 9. November bis 13. Dezember 2025
Ausstellungsort: Berger Kirche, Berger Straße 18, Düsseldorf
Öffnungszeiten: dienstags – 12 bis 17.30 Uhr; samstags – 11 bis 15 Uhr
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 9.11.2025, 18 Uhr
Begleitveranstaltung: Dienstag, 11.11.2025, 18 Uhr: Kirchentransformation – Architekturaufgabe oder Stadtentwicklungsmoment?
Führungen: Samstag, 15.11.2025, 12 Uhr und Samstag, 13.12.2025, 12 Uhr.
Allgemeine Informationen zu „Kirchen als Vierte Orte“ gibt es auf der Ausstellungsseite.