Pressematerialien
Pressemitteilung, 10. Juni 2022
Baukultur NRW eröffnet Ausstellung zum „Mies van der Rohe Award 2022“ in Köln
Der Mies van der Rohe Award – Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – ist der wichtigste europäische Architekturpreis und zeigt alle zwei Jahre die aktuellen Entwicklungen in der Architektur. Das Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen hat die dazugehörige Ausstellung am Freitagabend, 10. Juni, im Landeshaus des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Köln eröffnet. Dort ist die Präsentation von 11. Juni bis 13. Juli 2022 zu sehen. Die einzige Ausstellungsstation in Deutschland ist ein Kooperationsprojekt Museums der Baukultur Nordrhein-Westfalen, der Fundació Mies van der Rohe Barcelona, Creative Europe, dem LVR und der TH Köln.
Nach der Begrüßung durch LVR-Direktorin Ulrike Lubek und Anna Ramos, Direktorin der Fundació Mies van der Rohe, ging es in die Diskussion „Vom Prozess zur Architektur“: Mit Peter Cachola Schmal, Leitender Direktor des Deutsches Architekturmuseum in Frankfurt a. M., und Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur Nordrhein-Westfalen, diskutierten Britta Jürgens und Matthew Griffin vom Büro Deadline aus Berlin über die Entstehung von Frizz23. Britta Jürgens und Matthew Griffin waren mit ihrem Projekt Frizz23 in Berlin im Finale um den Mies van der Rohe Award 2022. Besonders an Frizz23: Sie beschritten mit ihrem Projekt in Berlin-Kreuzberg einen neuen Weg als erste Baugruppe für kulturelle Gewerbeflächen in Deutschland. Die unregelmäßigen Öffnungen der Architektur spiegeln die vielfältigen Nutzungen – Kunst, Bildung und Kreativwirtschaft und Wohnen – sowie die vielfältige Eigentümerstruktur wider.
Die Ausstellung
Insgesamt wurden knapp 532 Projekte nominiert, von denen die hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz der mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao 40 Bauten für die Shortlist auswählte. Die zwei Gewinner sowie die Finalisten des Hauptpreises und des Nachwuchspreises sowie die Projekte der Shortlist werden mit Texten, Fotos, Videos, Zeichnungen und Modellen in der Ausstellung ausführlicher vorgestellt.
Mit dem „Mies van der Rohe Award 2022“ ausgezeichnet wurde das Town House der Kingston University in London von Grafton Architects (Dublin) aus: ein Campusgebäude mit offener Struktur und ineinandergreifenden Räumen. Den Nachwuchspreis „Emerging Architecture 2022“ erhielt die Wohnanlage La Borda von Lacol in Barcelona, in der neue Formen des gemeinschaftlichen Wohnens erprobt werden.
Dabei geht es nicht nur um herausragende Gestaltung, sondern immer auch um zukunftsfähige Konzepte für drängende gesellschaftliche Herausforderungen. „Der derzeitige dringende Paradigmenwechsel in der Architektur“, so Tatiana Bilbao, „bedeutet Gerechtigkeit und Demokratie durch Einbeziehung und Akzeptanz von Vielfalt zu erreichen.“ So finden sich allein neun kollektive Wohnprojekte auf der Shortlist und sechs Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungen, die Arbeiten, Wohnen, Bildung, Kultur oder Sport in einem Gebäudekomplex vereinen. Vier Stadtentwicklungs-projekte beteiligten aktiv Bürger*innen. Deutlich wird: Architektur ist eine soziale und gesellschaftliche Kunst!
Den sieben Finalisten ist gemein, dass sie nicht nur architektonisch herausragende Bauwerke sind, sondern auch in ihren jeweiligen Bauprozessen und in ihren ungewöhnlichen Funktionsmischungen das Gemeinwesen vor Ort stärken. Sie befassen sich mit neuen Modellen der Verwaltung, die auf Gemeinschaft basieren, und zirkulären Wertschöpfungsprozessen. Außerdem konzentrieren sich die Arbeiten auf Städte als produktive und autarke Räume. Alle Projekte zeichnen sich durch einen gut durchdachten Bauprozess und eine sorgfältige Verwendung von Materialien aus sowie eine umsichtige Gestaltung bis ins Detail. Die Finalisten sind im besten Sinne eine Würdigung der Alltagsarchitektur.
Der Mies van der Rohe Award
Zweck und Anliegen des Mies van der Rohe Awards ist die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste in der Architektur innerhalb der Europäischen Union. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Ausgezeichnet werden Projekte, deren innovativer und hervorstechender Charakter als Orientierung für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient. Der Nachwuchspreis versteht sich dabei auch als Förderung des Berufsstandes und als Ermutigung für Architekt*innen am Beginn ihrer Karriere.
Die Gewinner und Finalisten des Mies van der Rohe Award 2022
Preisträger „Mies van der Rohe Award 2022“
Town House - Kingston University in London, England
Architektur: Grafton Architects
Das Campusgebäude bietet Räume für kontemplative und performative Bildungsaktivitäten. Mit offener Struktur, einem Labyrinth aus ineinandergreifenden Volumen, vermittelt es dennoch das Gefühl, sich in einer einheitlichen Umgebung zu befinden. Die durchlässig Eingangsfassade zeigt die ineinandergreifenden Räume, die vertikal gestapelt sind. Das Innere wird hauptsächlich durch ein Stützen- und Trägersystem aus Betonfertigteilen bestimmt, das die freiliegenden Rippendecken trägt.
Nachwuchspreis „Emerging Architecture 2022“
La Borda - Genossenschaftswohnungen in Barcelona, Spanien
Architektur: Lacol
Die Genossenschaftssiedlung entstand mit Beteiligung der Nutzer*innen. Es sollte ein nachhaltiges Gebäude entstehen, was sowohl den Bau als auch die Lebensdauer betrifft, in dem neue Formen des gemeinschaftlichen Wohnens erprobt werden können. Das sechsgeschossige La Borda ist derzeit das höchste in Holzbauweise errichtete Gebäude in Spanien.
Finalisten des Mies van der Rohe Award 2022
85 Sozialwohnungen in Cornellà de Llobregat, Spanien
Architekten: peris+toral.arquitectes
Das Besondere dieser 85 Sozialwohnungen ist die Grundrissstruktur und die standardisierte Konstruktion aus Holz. Pro Etage gibt es 114 Räume von gleicher Größe (13 qm), keine Korridore, um so die Gesamtfläche optimal zu nutzen. Die Serviceräume (Küche, Bad etc.) sind in einem inneren Ring angeordnet, während sich die anderen gleich großen Räume für unterschiedlichste Nutzungen an den Fassaden befinden.
Frizz23 in Berlin, Deutschland
Architektur: Deadline (Britta Jürgens + Matthew Griffin)
Es ist ein Pionierprojekt, das durch partizipative Prozesse entstand und Modellcharakter haben könnte. Deadline adaptierte das Baugruppenmodell, um Arbeitsräume für Kunst, Bildung und Kreativwirtschaft zu schaffen. In Umkehrung typischer Bauträgerprojekte besteht Frizz23 aus drei separaten Gebäuden, die durch schwarz schimmernde Brüstungsbänder aus verkohltem Lärchenholz zu einem Gebäude zusammengefügt sind. Die Fassaden mit ihren unregelmäßigen Öffnungen spiegeln die komplexe Mischnutzung und die sehr unterschiedlichen Eigentümerstrukturen. Entstanden ist eine Stadt in der Stadt.
The Railway Farm in Paris, Frankreich
Architektur: Grand Huit und Melanie Drevet Paysagiste
Der „Eisenbahn-Bauernhof“ ist eine solidarische Nachbarschaftseinrichtung, die auf städtischer Landwirtschaft basiert und die gesammelten organischen Abfälle gärtnerisch verwertet. Der Hof umfasst 15 Sozialwohnungen, fünf Wohnungen für Student*innen, ein Gewächshaus, ein öffentliches Restaurant, eine Pilzzucht und einen Permakulturgarten. Die Struktur des Gebäudes besteht hauptsächlich aus Holz, isoliert durch lokale Strohballen und verkleidet mit preiswertem, unbehandeltem Holz. Auch der Innenausbau erfolgte weitgehend aus recycelten Materialen.
Z33 Haus für zeitgenössische Kunst, Design und Architektur in Hasselt, Belgien
Architektur: Francesca Torzo
Der neue Museumskomplex besteht aus zwei Gebäuden: dem Museumsbau von 1958 und dem neuen Erweiterungsbau. Dieser schließt die Lücke der heterogenen Bebauung rund um eine Gartenanlage. Wie die anderen Gebäude der Umgebung weist der Bau zur Straße hin eine fast fensterlose Backsteinfassade auf. Zum Garten hat der Neubau eine Reihe von Fenstern. Die Komposition im Inneren ist ein Wechselspiel zwischen Ausstellungsräumen sowie Gärten und bietet viele Ausblicke und Parcours ähnlich einer Stadt.
Finalist des Nachwuchspreises „Emerging Architecture”
Enrico-Fermi-Schule in Turin, Italien
Architektur: BDR bureau
Eine Schule aus den 1960er Jahren sollte für die aktuellen pädagogischen Bedürfnissen umgestaltet werden. So wurden insbesondere die Zugänge neugeordnet und vor allem die Außenbereiche in Grünräume verwandelt, die die Schule zur Stadt öffnen.
Mies van der Rohe Award 2022 – die Ausstellung in Köln
Eine Ausstellung der Fundació Mies van der Rohe, Creative Europe, dem Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Kooperation und dem Landschaftsverband Rheinland sowie der TH Köln.
Laufzeit: 11. Juni bis 13. Juli 2022
Ausstellungsort: LVR-Landeshaus, Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln
Öffnungszeiten: Di: 12 bis 19 Uhr; Mi, Do, Fr., Sa: 12 bis 18 Uhr; Eintritt frei
Fundació Mies van der Rohe Kuratorium: Ajuntament de Barcelona, Ministerio de Fomento, Generalitat de Catalunya. Departament de Territori i Sostenibilitat, Col·legi d’Arquitectes de Catalunya, Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona, Fira de Barcelona, The Museum of Modern Art New York, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin
Begleitprogramm zur Ausstellung
Dienstag, 21. Juni, 19 Uhr (in der TH Köln):
architectural tuesday: Francesca Torzo (Genua), Adinda Van Geystelen (Hasselt) - „Z33“
Dienstag, 28. Juni, 19 Uhr (im Horion-Haus des LVR):
Buchpräsentation „Mies im Westen“
Eine Diskussion mit: Daniel Lohmann, TH Köln, Norbert Hanenberg, THM Gießen, Ursula Kleefisch-Jobst, Baukultur NRW, Dorothee Heinzelmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Björn Schötten, Geymüller Verlag
Dienstag, 5. Juli, 19 Uhr (im LVR-Landeshaus):
architectural tuesday: Carmody Groarke, Neil Michels (London) - „The Hill House Box“
Dienstag, 12. Juli, 19 Uhr (in der TH Köln):
architectural tuesday: BDR bureau (Turin) - Enrico Fermi School
Über Baukultur Nordrhein-Westfalen
Baukultur Nordrhein-Westfalen ist als Institution im Land die Adresse für Baukultur. Wir initiieren, organisieren, vernetzen und kommunizieren aktuelle baukulturelle Themen. Dazu kooperiert Baukultur Nordrhein-Westfalen mit vielen Partnern und unterstützt beispielhafte Projekte Dritter. Mit dem eigenen Museum der Baukultur präsentiert und inszeniert Baukultur Nordrhein-Westfalen wichtige gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen – in NRW und über die Landesgrenzen hinaus. Diese Form eines mobilen Museums der Baukultur ist weltweit einzigartig. Gefördert wird Baukultur Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Pressebilder

Foto: Claudia Dreyße
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Pressedownloads
- Pressemitteilung, Mies Award 2022, 10.6.2022
(pdf, 750,5 kB)
Download - Pressemitteilung, Mies Award 2022 - Einladung zum Pressegespräch, 2.6.2022
(pdf, 751,7 kB)
Download - Pressemitteilung, Mies Award 2022, 17.5.2022
(pdf, 162,6 kB)
Download - Pressemitteilung, Mies Award 2022, 26.4.2022
(pdf, 204,7 kB)
Download - Ausstellungsflyer „Mies Award“
(pdf, 668,2 kB)
Download - Ausstellungsfotos Mies Award 2022 Köln_Claudia Dreysse
(zip, 21,0 MB)
Download - Pressefotos Mies Award 2022 Hauptpreis - Town House Kingston University
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Download - Pressefotos Mies Award 2022 Emerging Architecture 2022 - La Borda
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