Mitten im Industriegebiet von Dortmund-Schüren liegt seit 2020 die Gärtnerei Grünfrau – ein Ort, an dem nicht nur ökologisches Gemüse angebaut wird, sondern auch soziale Teilhabe im Mittelpunkt steht. Die Lage direkt an der Bundesstraße B 236, umgeben von Gewerbebetrieben, erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Auf einer Fläche von ca. 5.000 Quadratmetern baut das Team verschiedenste Gemüsesorten wie Salat, Tomaten, Gurken, Stielmus oder Radieschen an. Wegen der mäßigen, steinigen Bodenqualität der ehemaligen Brachfläche wächst das gesamte Gemüse in selbstgebauten Hochbeeten – die kleineren messen gerade einmal zwei mal ein Meter, die größeren bis zu zehn Meter.
Soziale Teilhabe durch Gärtnern
Die Grundidee des Projekts ist es, das Gärtnern mit sozialer Teilhabe zu verbinden. Beschäftigt werden ausschließlich Frauen, die Schwierigkeiten haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Anstellung zu finden. Die Arbeit in der Gärtnerei ist als Qualifizierungsmöglichkeit anerkannt und individuell an die Lebensumstände sowie Bedürfnisse der Frauen angepasst. Sie umfasst verschiedene Arbeitsschritte – vom Pflanzen und Pflegen der Gemüsepflanzen über den Bau von Hochbeeten bis hin zur Ernte. Auf diese Weise erfahren die Frauen eine besondere Form der Selbstwirksamkeit. Aktuell arbeiten rund 15 Teilnehmerinnen in der Gärtnerei, begleitet von Landschaftsökologe Jörg Lüling und Sozialarbeiterin Carina Hebestreit, die das Projekt leiten.
Selbstpflücken erwünscht!
Jeden Donnerstag von 10 bis 17 Uhr öffnet die Gärtnerei ihre Tore für die Öffentlichkeit. Das Besondere: Selbstpflücken und -ernten ist hier ausdrücklich erwünscht! Ausgestattet mit Korb und Gartenschere streifen die Kundinnen durch die Gänge und ernten ihr Gemüse frisch aus den Beeten. „Solche Orte, an denen Menschen, insbesondere Kinder, selbst in der Erde buddeln und ihre eigenen Lebensmittel ernten können, sind selten in den Städten geworden. Umso schöner ist es, ihre Freude hier zu beobachten“, sagt Jörg Lüling.
Die Gärtnerei Grünfrau zeigt nicht nur, wie selbst mitten im Gewerbegebiet einer Großstadt ein Beitrag zur lokalen Versorgung mit Lebensmitteln geleistet werden kann, sondern ist auch Teil des Netzwerks „Marktschwärmer“. Dort fungiert sie als ein Abholpunkt für regionales Gemüse. In verschiedenen Städten wie Schwerte, Köln oder Neuss organisieren Erzeuger*innen zentrale Abholorte für ihre Produkte, die von dort aus weiterverteilt oder direkt abgeholt werden können. Solche regionalen Strukturen werden besonders in Ballungsräumen zunehmend wichtig für eine stabile, unabhängige Lebensmittelversorgung.
Und in Zukunft?
Die Gärtnerei Grünfrau wurde von der gemeinnützigen Organisation GrünBau gGmbH ins Leben gerufen, die Menschen in verschiedenen Lebensbereichen unterstützt, darunter auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Die Finanzierung erfolgte durch Mittel von Bund, Land und der Stadt Dortmund im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms „Soziale Stadt – Stadtumbau Hörde“. Die Stadt Dortmund ist Eigentümerin der Fläche und gewährt der Gärtnerei eine kostenfreie Nutzung.
Langfristig ist das Ziel, eine zusätzliche feste Stelle für die Frauen zu schaffen, um ihnen eine nachhaltige berufliche Perspektive zu bieten. Außerdem soll die Gärtnerei weiter wachsen – beispielsweise durch einen Hofladen mit zusätzlichen regionalen Produkten wie Kartoffeln, Honig oder Eiern. Zur Umsetzung dieser und weiterer Vorhaben sind noch finanzielle Unterstützungen, etwa durch Stiftungen, notwendig.
Ein Treffpunkt für Nachhaltigkeit und Gemeinschaft
Bereits jetzt hat sich das Projekt als fester Treffpunkt in Dortmund etabliert – zum Gärtnern, Ernten, Einkaufen, Arbeiten, Entdecken und Lernen. So gibt es mit dem „Gartenclub“ beispielsweise ein regelmäßiges, kostenfreies Angebot für Kinder, das vom Verein Querwaldein organisiert wird. Zudem finden in der Gärtnerei immer wieder diverse Veranstaltungen statt, darunter Konzerte, Sommerfeste oder interkulturelle Kochtreffen.
Die Gärtnerei Grünfrau ist damit ein sozialer Ort, der zeigt, was mit kreativen Ideen und viel Engagement alles möglich ist. Sie fördert das Bewusstsein für nachhaltige Lebensmittelproduktion und eine grüne Umwelt. Gleichzeitig zeigt sie eindrücklich, dass jede noch so kleine Rest- oder Brachfläche einen ökologischen und sozialen Mehrwert schaffen und zu einem wichtigen Begegnungsort werden kann.
Ansprechpartner:
Jörg Lüling, , 0231 22 61 60
Adresse:
Gärtnerei Grünfrau, Obere Pekingstraße 71, 44269 Dortmund-Schüren
Öffnungszeiten:
Offenes Ernten: donnerstags von 10 bis 17 Uhr
Weitere Informationen: