Gasse, Straße, Allee, Boulevard - Stadtstraße
Wer Straße hört, denkt an Verkehr. Das ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Denn die Stadtstraße dient zwar dem Verkehr, aber nicht nur dem Autoverkehr. Sie wird auch von Fußgängerinnen und Fußgängern, von Radfahrerinnen und Radfahrern, der Straßenbahn und anderen Verkehrsmitteln genutzt.
Zum anderen bildet der Verkehr in der Stadtstraße nur eine Funktion neben vielen anderen: dem Einkaufen, dem Flanieren, dem Feste feiern, der Demonstration, dem Zusammentreffen und vielem mehr. Und auch mit der Vielfältigkeit der Verkehrsarten und Funktionen ist es noch nicht getan: Eine Stadtstraße bildet einen durch Häuser eingefassten Raum, der durch seine spezifische Form, Größe, Proportion, Materialität und Gestalt eine eigene Charakteristik und Atmosphäre aufweist. Die Begriffe Gasse, Straße, Allee, Boulevard weisen auf die unterschiedlichen Größen und Charakteristika der Stadtstraße hin.
Sich allein mit den Aspekten der Mobilität im Zeitalter der Nachhaltigkeit zu befassen, reicht also nicht aus. Wer richtige Stadtstraßen errichten oder funktionalistische Verkehrs-Trassen der 1970er Jahre in Stadtstraßen umbauen will, der muss sich auch mit der baulichen Anlage der Straßen beschäftigen. Die Fassaden der Häuser, die die Straßenwände bilden, sind dabei mindestens ebenso wichtig wie der Belag der Straße. Der Straßenquerschnitt spielt eine ebenso wichtige Rolle wie die Ausstattung des Straßenraums.
Die Stadtstraße bildet das Rückgrat des öffentlichen Raums. Sie erschließt die Häuser der Stadt und ist gleichzeitig ihr „sozialer Raum“. Plätze sind selten, Straßen sind überall. Die Gestalt der Straßenräume bestimmt das Gesicht und die Atmosphäre einer Stadt. Stadtstraßen sind die Lebensorte des Alltags und die Bühnen großer gesellschaftlicher, politischer und kultureller Ereignisse. Stadtstraßen sind damit eine zentrale Aufgabe der Stadtbaukunst.
Deshalb ist es das zentrale Anliegen der 13. Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt am 20. und 21. Juni 2023 in Düsseldorf, die verkehrstechnischen und funktionalen Anforderungen an eine Stadtstraße mit ihren städtebaulichen, architektonischen und ökologischen Notwendigkeiten zusammenzubringen. Baukultur NRW unterstützt das Projekt.
Folgende Fragen mögen als Anregung für die Diskussion auf der Konferenz dienen:
- Was muss alles auf einer Straße geschehen können, damit sie eine Stadtstraße ist?
- Welche Verkehrsarten muss eine normale Stadtstraße im Zeitalter der sog. Verkehrswende aufnehmen können?
- Welche Straßenbreiten und Straßenquerschnitte haben sich in unterschiedlichen Verkehrssituationen und Funktionen städtebaulich bewährt?
- Welchen Gestaltungsanspruch müssen die Fassaden der Häuser haben, um einen schönen Straßenraum zu bilden?
- Wie können die Anforderungen der Klimaanpassung bei Verkehrsstraßen wirkungsvoll berücksichtigt werden?
- Wie kann der private Hausbauer mit seiner Verantwortung für die Gestalt seiner Straßenfassade im öffentlichen Raum in die Pflicht genommen werden?
- Welche Disziplinen müssen neben dem Verkehrsingenieurwesen bei der Anlage von Stadtstraßen mitwirken?
- Wie müssen Straßenräume gestaltet sein, um von der Öffentlichkeit als einladend empfunden zu werden - und nicht als Angsträume?
Anmeldung
Ansprechpartnerinnen
Ulrike Berendson
069–8700144-12
Ingrid Mackensen
069–8700144-13